Alles begann am Mittwoch, da durfte ich den ersten kleinen Einblick in mein Kletterleben zeigen. Es war der erste Teil eines zweiteiligen Drehtages in der Kletterhalle. Hier konnte ich zeigen, wie so ein klassischer Trainingstag im Kletterzentrum Innsbruck aussieht. Vom Aufwärmen über meinen neuen Lieblingsplatz, dem Boulderbereich, bis hin zum Routen klettern. Zum Abschluss gab ich dann ein kleines Interview. Nachdem der Pausetag eh schon ein bißchen mit „Training“ beschmutzt war und ich am nächsten Tag noch eine lange Reise vor mir hatte, beschloss ich noch mein Grundlagenausdauer Training zu absolvieren, um am Donnerstag etwas weniger Stress zu haben.
Dennoch hieß es am Donnerstag dann noch einmal ins Training gehen, ehe ich die Sachen packte um nach Wien zu fahren. Ich hatte ein richtig gutes Training. Immerhin konnte ich bei meiner ersten Routen Season nach der Pause direkt eine 6c onsight klettern. Das Bauchworkout zum Abschluss ist seit meiner Pause tatsächlich nicht gerade meine Lieblingsaufgabe. 🙂
Jeder der mich kennt weiß ganz genau, wie sehr ich eigentlich meine Bauchworkouts liebe. Aber meine Mitte fragt mich gerade tatsächlich jedes mal, ob dass wirklich mein Ernst ist.
Nachdem ich dann doch etwas länger als gedacht in der Kletterhalle war, holte Brigitte meine Maus zum Gassi gehen, damit ich mich noch schnell duschen, umziehen und etwas essen konnte.
Als Chiara dann wieder nach Hause kam, packten wir unsere sieben Sachen und starteten los. Stress hatten wir ja keinen, denn wir mussten erst am Freitag morgens in Wien sein.
So beschlossen wir auch unsere „Tradition“, nämlich einen kleinen Zwischenstopp am Mondsee zu machen, einzuhalten. Chiara liebt den Mondsee und hat dann immer die Chance, nach der doch schon längeren Fahrt, sich zu erleichtern und ein bisschen Spaß zu haben. Um ca. 20 Uhr waren wir dann im Hotel angekommen. Nachdem ich die Sachen auf das Zimmer gebracht hatte, suchten wir noch ein bisschen Grün um das Abendgeschäft zu erledigen. Wir hatten Glück, denn uns gegenüber war eine U-Bahn Haltestelle, die mit etwas Grün geglänzt hat. Chiara war sichtbar müde von der langen Fahrt und entschloss sich, ohne langes Herumgeschnüffel, ihre Bedürfnisse schnell zu erledigen, und mir dann zu zeigen wo wir wohnen. Auch ich war ziemlich geschlaucht, beschloss also auch nur noch Chiara was zum Essen zu geben, zu duschen und mich dann ins Bett zu werfen.
Am nächsten Morgen hieß es dann früh aufstehen, zusammenpacken und mich für den Termin in den ORF-Studios herzurichten. Dort sollte ich ein Interview geben und anschließnd ein kleines „Bewerbungsgespräch“ für einen Film bzw. für Werbung machen. Das alles hat mir wirklich Spaß gemacht. Wir wurden sehr herzlich begrüßt, das Interview mit Phillip Hansa war wirklich lustig, und das Gespräch mit den Regisseuren sehr entspannt. Das kurze Fotoshooting im Anschluss war sehr spannend, ich freue mich schon mega auf die daraus entstandenen Fotos.
Nach ein paar Stunden beim ORF ging es direkt zurück nach Tirol. Auch hier wieder mit Zwischenstopp am Mondsee. Nach der Fahrt brachte ich Chiara zu meinen Eltern, denn der Tag war für mich noch nicht vorbei, ich durfte noch zur Gala unseres Kletterverbandes und ich hatte das Gefühl, dass die Gala für Chiara zu viel werden könnte.
Somit bekam sie eine Auszeit bei meinen Eltern und ihrer kleinen Schwester. Ich fuhr nach Hause um mich für den Abend schick zu machen. Für das Make Up sorgte noch die Visagistin des ORF. Nach einer kurzen Umfrage beschloss ich zu Fuß zur Gala zu gehen, was mich aber vor eine kleine Herausforderung stellte. Das Kleid, das ich eigentlich anziehen wollte, war absolut nicht Orthesen tauglich. Gott sei Dank hab ich inzwischen einen kleinen Vorrat an Abendkleidern und fand relativ schnell eine gute Alternative. Michi, der nach der Gala meine Couch „beschützen“ würde, half gern bei der Garderobenentscheidung.
Kurze Zeit später fuhren wir auch schon Richtung Villa Blanca, denn hier fand unsere Gala statt. Nach dem Begrüßungscocktail wurden wir auf unsere Plätze gebeten. Der Abend startete mit einer Begrüßungsrede, Worten unseres Präsidenten und einer kurzen Videobotschaft des Präsidenten des Internationalen Kletterverbandes. Man muss auch wissen, dass die Gala des KVÖ´s immer im Zeichen der Erfolge seiner Athleten steht. Nach den beiden Ansprachen bekamen wir erst einmal die Vorspeise serviert. Der zweite Teil bestand darin, die ehemaligen Athleten zu verabschieden. Unter diesen Athleten befand sich auch Hannah. Ich freute mich riesig, dass auch sie zur Gala geladen war. Nach der Hauptspeise wurden dann die ersten Athleten geehrt. Gestartet wurde mit den Athleten unseres Jugendteams. Hier kam es zu jeder Menge Ehrungen. Anschliessend wurden die Athleten der Allgemeinen Klasse geehrt. Ganz im Sinne der Inklusion waren hier auch die Paraathleten dabei. Es wurden insgesamt 5 Athleten geehrt: 1 Boulderer und 4 Para´s.
Markus und Linda durften sich über die silberne Ehrennadel freuen, Edith und ich freuten uns über die goldene Ehrennadel. Geehrt wurde ich aufgrund meiner Ergebnisse der WM letzten- und der EM diesen Jahres. Es folgte ein kurzes Interview von uns allen. Was soll ich sagen, Mathias hat mich tatsächlich mit seiner Frage kalt erwischt. Ich war auf vieles vorbereitet, aber nicht auf eine Frage über meinen größten Erfolg in diesem Jahr – meine Orthesen. Als ich dann über den Weg gesprochen habe, der zu meinen Geherfolgen führte, kamen mir fast die Tränen vor Rührung. Da musste ich unbedingt auch Worte der Dankbarkeit an Fabian Ebenhoch richten, der mit mir so hart an meinem Traum gearbeitet hat. Das Olympiazentrum war hierzu der perfekte Ort um zu trainieren.
Nach unseren Ehrungen ging es weiter mit der Hauptspeise, und dann wurden Jessy und Jakob für ihren Erfolg bei den Olympischen Spielen geehrt. Da bekamen wir auch einen kleinen Einblick in die Spiele, und wie es den Athleten und den Trainern in dieser Situation ging.
Nach dieser Ehrung ging es zu dem gemütlichen Teil der Gala über. Irgendwie war ich ziemlich froh, dass wir um Mitternacht aus dem Lokal geworfen wurden, denn nur wenige Stunden später hieß es für drei Menschen, ab ins Auto um nach Vöcklabruck zu fahren…
Somit hieß es für mich nach knapp 5 Stunden Schlaf wieder aufstehen und herrichten, damit wir pünktlich in Vöcklabruck ankommen. Es stand die Oberösterreichische Landesmeisterschaft im Bouldern am Plan. Da die OÖ Landesmeisterschaft mein allererster Bewerb war, zieht es mich immer wieder zu diesem hin. Da ich nach meinem Unfall ewig lang nicht Bouldern konnte, war ich schon etwas traurig, aber inzwischen war ich schon zum zweiten Mal, seit dieser Zeit, bei diesem Bewerb. Ich liebe die herzliche Community und freue mich auch immer wieder Inge Sterrer zu sehen, die in diesen Bewerb immer ihr vollstes Herzblut steckt.
Da ich immer jemanden mitbringe, der mich spottet, denn stürzen ist immer noch nicht sinnvoll, hatte ich in diesem Jahr Hannah und Luis gefragt, wer mich wohl begleiten will. Da beide ihre Bereitschaft erklärten, fragte ich sie kurzerhand, ob sie nicht auch einfach mitmachen wollen. Ich freute mich riesig, dass beide auch dazu Ja sagten. Somit würde Hannah ihren ersten Bewerb, nach Ende ihrer Karriere, bestreiten, und Luis seinen allerersten Bewerb überhaupt. Ich war so glücklich. Als sie am Morgen dann ins Auto stiegen, bereuten die beiden dann doch ein wenig, zugesagt zu haben. Es war definitiv zu früh, nachdem der vorherige Abend mit seinen Ehrungen ziemlich anstrengend war.
Als wir aber dann um 10 Uhr im Kletterzentrum angekommen waren, gab es erstmal einen Kaffee. Danach stieg die Motivation schlagartig. Wir hatten noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit, ehe wir in den Wettkampf starteten. Im ersten Block konnten wir 2 Stunden klettern, dann gab es eine kurze Mittagspause, ehe die zweite Runde mit einer Stunde Kletterzeit losging. Wir beschlossen die letzten Boulder als erstes zu bekleckern. Inzwischen habe ich schon ein gutes Auge, wenn es um machbare Boulder geht. Ich sah direkt ein paar „Aufwärmboulder“ zu machen, ehe ich zu den schwierigeren übergehe.
Hannah und Luis hatten definitiv mehr zu tun, denn ein paar Boulder waren für mich einfach nur schön anzusehen. Sie durften auch ein paar Boulder vorab probieren, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob ich sie machen will. Da ich in den letzten 3 Wochen viel mit dem Kopf zu tun hatte, war ich froh, dass ich recht schnell in den Wettkampfmodus wechseln konnte und mir auch klar war, dass ich bestens aufgehoben bin. Hannah und Luis spotteten wie immer sagenhaft.
Nachdem wir die ersten 2 Stunden geschafft hatten, stellte ich fest, dass ich eigentlich nur noch 3 Boulder hatte, die für mich im Rahmen der Möglichkeiten waren, die ich zwar schon probiert hatte, aber sie gerade so nicht machbar waren. Hannah und Luis hatten noch 6 auf der Liste.
Wir freuten uns aber erstmal alle auf ein gutes Mittagessen. Die Pause war mega kurz und so waren wir gefühlt noch warm um weiterzumachen. Während Luis und Hannah schon wieder voll ans Zeug gingen, wärmte ich mich nochmal an einem der leichteren Boulder auf.
Als ich mich dann bereit fühlte, gingen wir zum Spaßboulder. Klettern mit Klotümpel war angesagt, aber hier merkte ich schnell, dass dieser Boulder weit weg von allem Möglichen war.
Also ging ich zum nächsten Boulder. Dieser hatte das Top am Boden und mir fehlte eigentlich nur noch der Zug zum Top, aber mein Kopf vertraute dem Look nicht. Doch siehe da, im ersten Versuch schaffte ich dann den Zug zum Top. Jetzt musste ich es nur noch schaffen die zweite Hand nach unten zu bekommen. Mein Kopf spielte schon mit dem Gedanken aufzugeben, aber die Leute feuerten mich so sagenhaft an, ich konnte nicht anders als es versuchen und JA ich hab ihn dann geschafft. Ich war so unsagbar stolz auf mich. Somit konnten wir zum letzten Boulder wechseln. Diesen versuchte ich dann noch zwei bis dreimal ehe ich mir eingestand, dass ich diesen nicht mehr mitnehmen werde. Ich spürte meinen Körper inzwischen schon etwas zu gut. Also ließ ich Luis und Hannah noch die letzte halbe Stunde alles geben. Als der Bewerb dann fertig war, zählte ich durch, wieviele Boulder ich geschafft habe. Die große Überraschung für mich, ich konnte 21 der 38 Boulder als geschafft deklarieren. Ich war so happy mit diesem Ergebnis. Ich hätte nie gedacht, dass ich so stark sein könnte, zumindest was das Bouldern angeht.
Gespannt warteten wir auf das Ergebnis der Allgemeinen Klasse. Ganz kurz vor Isozonenschluss stand dann fest, dass Hannah ins Finale geklettert ist. Luis wurde starker 11. in seiner Kategorie, ihm fehlten 1 oder 2 Boulder auf das Finale. Ich finde er hat seine Feuerprobe mit Bravour bestanden. Für uns hieß es nun chillen und anfeuern. Hannah musste noch etwas arbeiten und sich noch drei weiteren Bouldern stellen.
Souverän stellte sie sich diesen und konnte alle drei lösen, als einzige Athletin, und somit gewann sie die Tageswertung. Wir durften uns noch über ein gutes Buffet freuen, während wir auf die Siegerehrung warteten. Der Abend war noch sehr entspannt und die Siegerehrung auch nochmal sehr emotional.