Ein langes Wochenende geht zu Ende. Begonnen hat es mit viel Glamour und neuen Eindrücken. Ich durfte zum ersten Mal zur Sporthilfegala gehen. Als ich die Einladung in meinem Postfach fand war ich schon mehr als begeistert und ich freute mich sehr darüber. Als dann feststand, dass ich nicht „nur“ eine Einladung zu dieser einzigartigen Gala bekommen habe, sondern ich auch noch unter den Top 3 der nominierten Athleten für die Sportlerin des Jahres mit Behinderung geworden bin, war ich zu Tränen gerührt.
Als nicht paralympische Athletin zu so einer Ehre zu kommen ist schlichtweg überwältigend. Ich bin sehr stolz, meinen Sport für Österreich repräsentieren zu dürfen und natürlich auch ein Vorbild für andere zu sein. Eigentlich wollte ich ja nichts mehr, als für andere ein Vorbild sein, und jenen, die dafür offen sind zeigen, dass eine Erkrankung oder ein anderer Schicksalsschlag nicht das Ende der Welt sind. Dass man alles erreichen kann, wenn man nur an sich glaubt. Dass man das „UNMÖGLICHE“ auch „MÖGLICH“ machen kann, wenn man nur fest genug an sich und seinen Fähigkeiten festhält. Auch wenn dieses Jahr sehr viele Höhen und Tiefen mit sich gebracht hat, so will ich dennoch ein Vorbild sein, authentisch, denn das Leben verläuft nun mal nicht linear. Manchmal muss man die Achterbahnfahrten auf sich nehmen um zu sehen, wohin einen das Leben bringt. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich heuer anständig die Schnauze voll hatte von Achterbahnfahrten. Manchmal vergesse auch ich, dass einfach alles im Leben einen Grund hat. Wachstum ist ja gut und wenn es so weitergeht werde ich das Top vom Boden aus mit meiner ausgestreckten Hand erreichen können ( wenn ihr versteht was ich meine). Aber ich bin vom eigentlichen Thema abgekommen.
Der Abend war wunderschön, auch wenn ich den Niki nicht bekommen habe fühlte ich mich gut, einfach weil ich hier sein durfte. Weil ich ein Teil der Sportelite war, weil ich liebe Freunde treffen durfte und das auch mal abseits des Sportgeschehens. Chiara machte ihren Job auch herausragend. Sie weiß wann sie sich von ihrer besten Seite zeigen muss und dafür schätze ich sie sehr. Sie wird immer mehr zu meinem Ankerpunkt. Wenn das Leben turbulent ist, wird sie zu meinem Halt und hilft mir die Ruhe zu bewahren. Leider musste ich dann doch relativ zeitig die Veranstaltung verlassen, weil früh morgens unser Flieger nach Genf ging.
Nach knappen 2 Stunden Schlaf hieß es Sachen packen, Gassi gehen und ab zum Flughafen. Der Flug war mehr als angenehm. Chiara wurde herzlich Willkommen geheißen, hatte ihre Pflichten standesgemäß wie ein kleiner Profi erfüllt und schon saßen wir im Flugzeug. Inzwischen hat die kleine Maus schon so richtig Routine im Flieger. Sie legte sich sofort unter meine Füße, setzte sich aber dann zum Start auf damit ich ihr die Ohren massieren konnte und sie somit einen besseren Druckausgleich hinbekommen konnte. Während des Fluges hat sie dann sogar geschlafen. Sowie das Flugzeug dann in den Landemodus ging setzte sie sich wieder auf.
Ich platzte fast vor Stolz. Unsere erste große Herausforderung sollte dann aber schon der Weg zum Hotel werden. Die Taxis weigerten sich uns mitzunehmen. Nach einer halben Stunde erbarmte sich ein Fahrer und fuhr Chiara und mich ins Hotel. Dort endlich angekommen, packte ich schnell aus und ging mit der Maus eine Runde spazieren. Auf der anderen Seite des Flusses war ein wunderschöner Waldweg der sofort zum entspannen und runter kommen einlud. Danach der nächste Schock, das Hotel der Schweizer Kolleginnen war eineinhalb Stunden ( zu Fuß ) von meinem entfernt. Ich machte mich dennoch auf den Weg, denn Sarah war so lieb und hat mir für Chiara Hundefutter besorgt, da ich ja leider im Handgepäck nichts mitnehmen durfte. Nach rund einer Stunde rollen kam ich an eine Bahnunterführung und schnell war klar, ich komm nicht ins Hotel und konnte niemanden bitten, mir weiteres Hundefutter zu besorgen. Zum zweiten Mal an diesem Tag war ich schier verzweifelt. So musste ich mich auf die Suche nach einem Geschäft machen in dem ich Hundefutter kaufen konnte.
Dreieinhalb Stunden später waren wir wieder zurück im Hotel, Gott sei dank mit Futter für die kleine Maus. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn sie nicht ordentlich Verpflegung bekommen hätte. Ich war allerdings so müde, von der kurzen Nacht und den heutigen Herausforderungen, dass ich nur noch Duschen ging und ab ins Bett. Am nächsten Tag musste ich ja wieder früh raus, da es auch hier wieder Probleme mit dem Taxi gab. Somit hatten wir morgens vor dem Bewerb schon eineinhalb Stunden Fußweg vor uns.
Der nächste Tag sollte auch schon am Morgen für die nächsten Herausforderungen sorgen. Ich kam zu spät, weil ich zu langsam rollte. Gott sei Dank half mir Amy aus der Patsche und holte mir meine Startnummer. Schon komplett fertig von der Herfahrt hatte ich plötzlich keine Erwartungen mehr an den Tag. Ich lag gefühlt eh schon am Boden was soll mich da noch umhauen.
Ich glaube, genau das war dann auch der Grund, warum ich diesen Wettkampf so locker, wie schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr, sehen konnte. Ich denke genau das hat es aber auch gebraucht. Ich hatte zum ersten mal seit Ewigkeiten einfach nur Spaß am Bewerb. Mir war es egal dass die zweite Route mega schwer aussah, ich versuchte einfach das aus mir rauszuholen, was noch ging, und ich muss sagen, diese Route war am schönsten.
In der Zeit zwischen Quali und Finale ging ich eine Runde mit Chiara spazieren, bis es zu regnen begann, danach quatschten wir ein wenig mit den anderen Athleten. Es waren ja auch die „Normalos“ und der Nachwuchs anwesend, denn diese hatten auch Bewerbe. Es erinnerte mich an die österreichischen Wettkämpfe, an denen noch alle zusammen teilnahmen. Die Leute waren auch hier mega aufgeschlossen uns gegenüber und zollten uns Respekt. Chiara holte sich ihre Streicheleinheiten und durfte etwas Ball spielen. Denn schließlich braucht auch ein Assistenzhund seine Mittagspause.
Ich muss aber auch gestehen dass mich die Finalroute richtig genervt hat, weil ich einfach wusste wo sie enden wird. Ich nahm es aber dennoch an und versuchte dass Beste draus zu machen. Leider konnte ich diese Stelle dann doch nicht überwinden. Im Vergleich zur österreichischen Meisterschaft konnte ich vom Publikum her wahrnehmen, dass es für den ersten Platz reichen würde.
Die Halle war auch richtig cool ich habe noch nie so viele Topas an einer Stelle gesehen. Wie mir dann erzählt wurde, waren wir die ersten die in dieser Hall kletterten durften, denn sie öffnete erst am nächsten Tag ihre Tore. Die Routen, die sich an den Topas befanden, waren mega cool zum aufwärmen, es waren auch Routen im niedrigeren Bereich im Wettkampfstil geschraubt. Ich hätte am liebsten alle Routen durchprobiert, aber dann hätte ich den Wettkampf wahrscheinlich nicht mehr so gut bewältigen können. Am Abend hieß es dann wieder eineinhalb Stunden nach Hause rollen.
Am nächsten Tag durften wir ausschlafen, unser Flug ging erst Abends und wir mussten erst um zwölf Uhr auschecken. Gut ausgeschlafen ging ich mit Chiara nochmal zu dem schönen Waldstück um die Seele baumeln zu lassen. Danach packten wir zusammen, da alles was man in Genf anschauen könnte, zu weit weg war. Wir machten uns langsam auf den Weg in die Halle, wo wir noch nach meiner Jacke suchten, die leider abhanden gekommen war, aßen eine Kleinigkeit, um uns dann langsam auf den Weg zum Flughafen zu machen. Um drei Uhr morgens waren wir dann endlich zu Hause.
Es war ein sehr intensives aber auch sehr schönes langes Wochenende für mich, das mir viele Erkenntnisse gebracht hat. Dennoch merkte ich einfach, wie anstrengend die gesamte Saison war und ich freute mich einfach nur noch auf meinenUrlaub. Diesen Blogeintrag darf ich gerade in Ägypten für euch verfassen und Leute, ich kann euch nur eines sagen, es ist wunderschön hier und ich genieße jede Minute die möglich ist, am Meer. Da die Tage hier aber nicht mehr allzu lang sind, finde ich hier abends am Pool sitzend die Zeit euch diese Zeilen zu hinterlassen. In diesem Sinne wünsch ich euch eine schöne Zeit und verabschiede mich von der Saison 2023.
2 comments
Eleonore Kontsch
Oktober 21, 2023 at 2:47 pm
Liebe Jasmin!
Nochmals herzliche Gratulation zu deinen zahlreichen Erfolgen.
Ich wünsche euch einen schönen Urlaub, ihr habt ihn euch verdient.
Ein Detail aus deiner Schilderung macht mich doch betroffen: wieso wird eine Rollifahrerin mit Hund in der Weltstadt Genf nicht mit dem Taxi mitgenommen? Selbst wenn das vorhandene Fahrzeug vielleicht nicht geeignet ist, so muss es doch möglich sein per Funk einen passenden Wagen zu rufen. Das finde ich ehrlich gesagt skandalös.
Aber du hast die Situation gemeistert. Toll.
Nun schönen Urlaub und komme wieder gut heim.
Jasmin Plank
Oktober 22, 2023 at 5:14 pm
Die Kombination aus Rollifahrerin mit Hund und dann noch nach Frankreich zu wollen war für sie einfach zu viel. Man muss es nicht verstehen, Hauptsache ich hab es dann hinbekommen. Danke mein Urlaub neigt sich tatsächlich langsam dem Ende zu. 🥰