it’s time to say Goodby and thanks for everything!

Oktober 22, 2023by Jasmin Plank0

 

Vor Rund 4 1/2 Jahren war es soweit. Es war knapp nach meinem Unfall als du deinen neuen Job begonnen hast. Um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass du damals wusstest auf was du dich da einlässt. Ich an deiner Stelle wär ja nach den ersten Trainings geflüchtet. Nach meinem Unfall war mein eh schon wenig ausgeprägtes Kletter-Können wieder ziemlich genau bei null. Aber immerhin schaffte ich es schon wieder ohne Gegengewicht zu klettern. 

Dein unvoreingenommenes Wesen war sehr erfrischend. Du hattest keine Ahnung von meinem Handicap aber das war dir auch komplett egal. Anfangs ärgerte ich mich oft darüber, im Nachhinein betrachtet hat mich genau diese Einstellung aber so wachsen lassen. Ich fand ziemlich oft, zumindest meiner Meinung nach, die perfekte Ausreden warum das nicht klappen kann. Du allerdings gabst fast nie nach. Ich werde unsere Off-Season Schwächen-trainings extrem vermissen. Ich hätte da noch einige davon.

Ich habe extrem davon profitiert, dass du nie nachgegeben hast wenn wieder mal was „UNMÖGLICHES“ am Trainingsplan stand. Du warst in der gesamten Zeit so viel mehr als nur ein Trainer. Du warst Coach, Tröster, Freund, Seelenklempner, Babysitter und Arschtreter. Du warst eigentlich immer für mich da. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken. 

Du hast aus einer „Möchtegern“- Kletterin, die teilweise nicht mal die grundlegendsten Klettertechniken kannte, eine herausragende Athletin gemacht. Du bist mit mir durch so viele Höhen und Tiefen gegangen wie kaum ein anderer.

Unsere Zusammenarbeit bestand die meiste Zeit aus gegenseitigem lernen, adaptieren und aufbauen. Anfangs waren drei Trainings die Woche schon das höchste aller Maßen, aber du hast meinen Körper darauf vorbereitet mehr zu leisten und irgendwann kam es dazu, dass mein Körper sogar 20-25 Stunden die Woche trainieren konnte. Dementsprechend waren auch die Fortschritte meiner Kletterei. Dass mein Klettern so schön ausschaut, wie es ausschaut hab ich zu 100 Prozent dir zu verdanken. Du wurdest einfach nicht müde aus der tollpatschigen Athletin auch noch das letzte Fünkchen rauszuholen. 

Auch die vielen Operationen und deren Komplikationen haben dich nicht aus der Fassung gebracht, du wurdest zum Meister der Improvisation. Was uns zusammen auf noch kommende Themen vorbereitet hat.

Corona erschwerte unsere aller Leben, doch in der Zeit als ich nicht mit dir trainieren konnte hast du dennoch die Trainingspläne gemacht und warst für mich da. Anfangs hattest du mir Pläne für zuhause gemacht, irgendwann dann Trainings für die Halle. Du hast auch dafür gesorgt dass ich Routen hatte an denen ich mich alleine austoben und stärker werden konnte. 

2021 kamen dann auch schon die ersten Lorbeeren unserer harten Arbeit. Ich durfte die Saison mit einer Silber und einer Goldmedaille beenden. Nur bei der WM musste ich mich einem Harnwegsinfekt geschlagen geben. In diesem Jahr durfte ich dann auch ins Olympiazentrum einsteigen. Das Schöne daran, mein Trainer war dein Trainer. Ihr konntet euch wunderbar austauschen. Wir waren ein unschlagbares Team und ich hatte einen weiteren Folterknecht. 

Das Jahr 2022 sollte dann unser Jahr werden. Ihr beide habt mich nochmal so arg gepusht, ihr habt tatsächlich das letzte aus mir raus geholt. So kam es, dass alles was ich angriff zu Gold wurde. Unser Gold – denn ohne euch wär mir das definitiv nicht gelungen. Ich bin zutiefst dankbar. 

Das Jahr 2023 wollte einfach nicht mein Jahr werden. Schon zu Ende 2022 hatte ich immer wieder Schübe, mein Körper konnte einfach nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber du warst einfach Weltklasse hast das Training immer wieder an die Gegebenheiten angepasst, hast mich motiviert nach vorne zu sehen und wir schafften es immerhin, dass trotz Verschlechterung meiner Erkrankung, nicht wirklich viel davon an der Kletterwand zu sehen war. 

Nach meiner Aufstufung ging für mich eine Welt unter. Du standest hinter mir auch wenn du es nicht verstehen konntest, dass ich es zutiefst verletzend fand, was da seitens der Klassifizierer passierte. Das ganze Thema überschattete unsere Saison. Wieder hieß es, dass beste aus der Situation und den Schüben zu machen. Ich hätte dir gerne ein anderes letztes Jahr gegeben. Es tut mir so leid wie unsere vergangenen Monate von statten gingen und ich einfach keine bessere Athletin war. Hätte ich mich doch einfach mehr zusammengerissen. Aber du kennst mich, ich kann eben nicht so einfach aus meiner Haut. Ich bin eben wie ich bin und es gibt keine andere Version von mir. Zumindest durfte ich dir noch den Vizeweltmeistertitel schenken, ehe sich unsere Wege trennen. 

Ich verstehe deine Gründe für die Beendigung unserer Zusammenarbeit, auch wenn ich es mir anders wünschen würde. Es wird sehr schwer werden, noch einmal einen so einzigartigen Trainer wie dich zu finden. Du bist einfach unersetzlich.

Ich wünsche dir für deine Kletterkarriere alles erdenklich Gute, ich hoffe du kannst die Leichtigkeit die mir im letzten Jahr abhanden gekommen ist für dich finden und so zu einem Weltklasse Speed-Athleten werden. 

Auch für deine Arbeit alles Gute und ich hoffe für dich, dass du einen guten Weg findest um beides miteinander zu vereinen. Ich wünsche dir viele ertragreiche Aufträge aber vor allem ganz viel Gesundheit und eine gute Work-Life-Balance. In diesem Sinne pass auf dich auf !

Deine chaotische Athletin

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