Kurz nach Arco durften wir uns über eine ganz besondere Competition freuen, zum ersten Mal
konnten wir Europäer bei einem Psicobloc/Paraobloc teilnehmen. Für all jene, die diese Art des
Wettkampfes nicht kennen: der Psicobloc ist ein Speed Deep-Water-Solo Bewerb.
Es gibt an der 16m hohen Wand zwei komplett identische Routen, welche man ohne Sicherung so
schnell wie möglich bezwingen muss. Wenn du nicht am Top ankommst, bekommst du einen
Freischein zum schwimmen gehen, man fällt dann nämlich geradeaus ins Meer. Kommst du oben
an, wird in der Quali deine Zeit dazu genommen um zu sehen, wer in das Finale kommt. Im Finale
geht’s dann für jenen in die nächste Runde, der entweder schneller ist oder eben oben ankommt.
Für die Paras gibt es natürlich eine Anpassung des Bewerbes. Wir werden mit einem Topas
gesichert, denn die Gefahr eines unglücklichen Sturzes ist hier einfach viel zu groß.
Der Bewerb verspricht auch ziemlich vielschichtig zu werden, ebenso die Athletenbeteiligung,
denn durch den Weltcup in Arco hat es anschliessend viele Athleten nach Kroatien gezogen.
Kurzentschlossen buchten wir vom Donnerstag bis Montag ein Appartement damit wir in Ruhe
an- und abreisen konnten. Dass die Idee, ein Apartment zu buchen, aus einem weiterem Grund
noch sehr sinnvoll sein würde, wussten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Somit beschloss ich mich am Mittwoch Mittag auf den Weg nach Mag zu machen. Die Fahrt war
sehr herausfordernd, denn leider schüttete es die gesamte Fahrt über wie aus Kübeln. Je weiter
ich in den Süden kam, desto schlimmer wurde das Wetter. Aber um 21:00 hatte ich es dann doch
endlich in die Unterkunft geschafft. Total erledigt und müde von der Fahrt war ich einfach nur froh,
dass Michi schon alle Formalitäten erledigt hatte, sodass ich einfach nur noch einziehen musste.
Als wir dann noch unsere Emails checkten wurde uns mitgeteilt, dass der morgige
Probedurchgang aufgrund des schlechten Wetters leider abgesagt werden muss. Wir hofften nun
inständig, dass sich das Wetter im Laufe des Wochenendes bessern wird. Der Wetterbericht
versprach diesbezüglich leider gar nichts Gutes.
Der nächste Morgen war dann noch ein wenig verregnet, weshalb wir beschlossen, erst zu
Frühstücken und uns dann in Richtung Event aufzumachen. Unser Apartment lag nur ein paar
hundert Meter vom Eventgelände entfernt, perfekt für einen Spaziergang.
Trotz des schlechten Wetters genossen wir die bezaubernde Kulisse die uns Umag bot. Das Meer
ist einfach eine besondere Kraftquelle, egal welches Wetter geboten wird. Dort angekommen
registrierten wir uns für den Bewerb. Die größte Überraschung war dann allerdings für mich, dass
auch Kati vor Ort war. Ich freute mich, sie nach langer Zeit wiederzusehen. Nach unserer
Registrierung konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, die Wand aus der Nähe zu
betrachten.
Es war beeindruckend, der Überhang präsentierte sich so richtig mächtig. Auch wenn wir „nur“
eine 6a klettern mussten, so wurde es uns durch diesen Überhang nicht gerade einfach gemacht.
Vor Ort bekamen wir dann auch schon die ersten Inputs über den Bewerb. Unter anderem auch,
dass wir Paras zwar per Topas gesichert werden, aber alle, die nicht oben ankommen oder nicht
die Möglichkeit haben die Stiegen zu verwenden, gehen baden.
Eigentlich ja eine coole Idee, aber bei 15 Grad hatte niemand wirklich Lust ständig baden zu
gehen. Wir gingen mit dem Veranstalter in einen Dialog und erzählten ihm von der Idee des
Pflückseiles, welches uns die Möglichkeit bot, trocken an Land zukommen. Erst war die
Begeisterung von Seiten des Veranstalters leider nicht sehr groß, aber irgendwann verstand er
worum es ging und willigte zumindest für das Training am darauffolgenden Tag ein, denn wir
wollten ja die Routen auch intensiver testen und nicht am nächsten Tag krank sein.
Am Nachmittag trafen wir viele andere Paraathleten und machten es uns noch so richtig fein,
denn inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Am Abend beschlossen wir dann Essen zu gehen,
sowie noch etwas einzukaufen um gut übers Wochenende zu kommen.
Der Wettergott war uns dann doch gnädig, der nächste Tag versprach ohne Regen über die
Bühne zu gehen, allerdings hatte es noch die halbe Nacht stark geregnet und es war extrem kalt.
Fest verpackt machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Testklettern.
Es war alles bereit für uns, aber man merkte, dass sich die Sicherer mit dem Pflückseil noch
etwas schwer taten. So kam es auch, dass ein paar Athleten schliesslich doch nass wurden. Aber
sie nahmen das Missgeschick mit Humor. Als wir allerdings die ersten schnelleren Athleten am
Start hatten bemerkten wir, dass das Topasgerät mit dem Überhang und einer gewissen
Schnelligkeit überfordert war. Aus diesem Grund zog es oftmals einfach nicht ein. Diese Tatsache
konnten wir dann leider nicht mehr mit Humor nehmen, denn dabei bestanden leider zu große
Gefahren. Da dieses Problem nicht zu lösen war, gab es eigentlich nur noch eine Lösung, einer
musste oben stehen und das Seil führen, damit das Topasgerät einziehen konnte.
Nachdem das geklärt war und ich bei einigen anderen Athleten zusah, wagte auch ich den ersten
Versuch. Mein erster Go war wirklich zum „Reinkommen, ich war nicht wirklich schnell, aber ich
war schon mal mega stolz drauf, dass ich es bis zum Top schaffte. Im zweiten Go fand ich dann
schon zu mehr Sicherheit und Routine, wodurch ich auch schon schneller am Klettern war. Durch
die technischen Probleme verloren wir leider so viel Zeit, dass sich für mich nur diese zwei
Versuche ausgingen. Gott sei Dank war ich schon Meisterin im relaxt sein wenn nicht alles rund
rennt, so dass ich mir keine Sorgen machen musste. Wir machten uns wieder auf den Weg zum
Abendessen, ehe wir uns müde ins Apartment zurückzogen.
Am nächsten Morgen konnte man schon erahnen, dass wir wieder einen schöneren Tag haben
werden. Zur Vorsicht packten wir für den heutigen Tag Ersatzkleidung ein, denn wir waren uns
nicht sicher, ob wir das Pflückseil auch in der Quali verwenden oder ob wir nur am Topas hängen
werden. Das hieß, ohne rettendes Pflückseil ab ins Wasser. Am Gelände angekommen sahen wir
aber dann schnell, dass uns das Seil erhalten geblieben ist.
Auch heute war ich im ersten Go etwas langsamer, aber ich hatte ja Gott sei Dank zwei Versuche.
Mein Körper braucht leider immer eine Route um zu merken wie er sich bewegen muss. Leider
hatten wir hier keine Möglichkeiten des Einkletterns, aber es ist alles irgendwie möglich, wenn
man nur will. Mit meinem zweiten Go war ich mehr als zufrieden. Mein Körper fand wieder einen
Weg sich geschmeidiger zu bewegen. Das Ergebnis war dann ein doch sehr überraschendes für
mich. Ich konnte mich an den 3. Platz setzen.
Einige fragen sich jetzt natürlich warum diese Platzierung für mich überraschend war, dazu muss
man wissen, dass es pro Wertung für Damen und Herren nur eine Gruppe gab, sprich, wir waren
bunt durchgewürfelt was unsere Handicaps anging. Von RP1 (am größten eingeschränkt) bis RP3
(geringstes Handicap) war also alles einfach durchgemischt.
Durch meinen dritten Platz musste ich im Finale „nur“ ans Top klettern, denn leider hatte es
Melissa durch ihr Handicap in keinem Go ans Top geschafft. Für mich natürlich ein Vorteil, vor
allem mit dem Wissen, dass ich bei der ersten Route richtig in die Bewegung kommen musste.
Danach war zwar alles offen, aber ich wollte mir auch keine Chancen ausmalen, da dann nur noch
AL2 (einbeinig) AU3 (Einschränkung der Finger) und RP3 als Konkurrenz über blieben.
Da es Daniel nicht mega gut ging, beschlossen wir den restlichen Tag in aller Ruhe ausklingen zu
lassen und verzichteten auf die After SHOW PARTY. Ein ruhiger Abend war mir tatsächlich auch
lieber, denn ich merkte, dass mein Körper schon sehr am Limit kratzte. Der Urlaub steht auch vor
der Tür und ich wollte auf keinen Fall vorher noch krank werden.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem vollem Programm los. Das Wetter versprach richtig
angenehm zu werden. Michi und ich beschlossen, es uns am Vormittag in der Stadt ein wenig
gemütlich zu machen. Daniel wollten wir dann etwas später abholen, damit er sich noch ausrasten
konnte. Wir genossen die ersten Sonnenstrahlen die uns Kroatien bot, und schauten bei den
Sidebewerben, wie dem Sprungbewerb und dem Publikumsklettern zu. Dabei sah ich dann auch
den Hangboardbewerb. Und zack ! kribbelte es unter meinen Fingern, ich wollte das auch
probieren. Nur mit wem und vor allem wie? Fragen über Fragen, aber es schaute einfach nach zu
viel Spaß aus. Wie man sich den Hangboardbewerb vorstellen muss? Ganz einfach: 2-4 Leute
hängen an einem Würfel, an dem an jeder Seite jeweils ein Hangboard angebracht ist. Wenn man
die Füße vom Boden nimmt, macht sich der Würfel auf den Weg in Richtung Meer. Dort
angekommen wartet man auf das Startsignal, und wenn dieses dann zu hören ist, darf man alles
in seiner Macht stehende tun, um die Konkurrenz ins Wasser zu bekommen. Man darf dazu
wirklich alles machen was einem einfällt. Der Letzte muss dann noch kurz das Hangboard sicher
halten um dann den Sieg einzustreichen.
Für uns hieß es aber langsam aufbrechen um unsere Klettersachen zu packen und Dani
abzuholen. Zurück am Event startete gerade der zweite Durchgang des Hangboardbewerbes. Ich
sah Kati und erzählte ihr, dass ich das auch gerne machen möchte, kurzerhand fragte ich sie, ob
sie gegen mich antreten will. Sie war sofort bereit dafür, es musste nur noch geklärt werden unter
welchen Spielregeln wir diesen Bewerb starten wollen. Außerdem mussten wir noch besprechen,
wie ich aus dem Wasser kommen kann, denn über die Stiegen würde ich das leider nicht alleine
schaffen. Das Schöne an diesem Bewerb: man macht einfach alles Mögliche damit auch wir
Paras auf unsere Kosten kommen. Der Lifeguard sicherte sofort seine Hilfe zu. Kati und ich
einigten uns dann darauf, dass alles bis zur Hüfte erlaubt ist was die Beine betrifft oder eben
sonst Einsatz mit Oberkörper.
Kati musste mir noch einen Bikini leihen, denn ich dachte ja nicht wirklich daran, dass ich doch
noch schwimmen gehen werde. Kaum umgezogen geht’s auch schon los. Nach einem längeren
Beinefight wollte Kati mich mit der Hand vom Hangboard schupsen. Ich konnte es gar nicht so
schnell realisieren wie Kati dann im Wasser landete. Kurz darauf ging auch ich ungewollt ab. Der
Lifeguard brauchte dann doch kurze Aufklärung eines anderen Athleten über die Hilfe für mich aus
dem Wasser, denn seine Art von Hilfe wäre sonst nur das Herbringen des Rollis gewesen, aber
schliesslich klappte alles reibungslos.
Jetzt hieß es schnell umziehen und aufwärmen für das Viertelfinale. Eine halbe Stunde später
startete dann auch dieser Bewerb. Ich hab ganz vergessen, dass mein Körper ja mit der Kälte des
Wassers eventuell nicht unbedingt grosse Freude haben könnte. Dennoch konnte ich mich gegen
Melissa durchsetzen und schaffte somit den Einzug ins Semifinale. Dieses startete 2 Stunden
später. Unsere Zeit um sich am Eventgelände umzusehen und uns fein zu machen. Die Leute
waren alle sehr entspannt und auch kommunikativ. Es macht einfach nur riesen Spaß. Wieder kam
es zu einem Auflauf an Menschen und wir schauten was da los ist. Es ging zum Tischbouldern.
Der oder die Schnellste konnte ein Seil gewinnen. Kurze Zeit später haben auch die Paras Blut
geleckt und nahmen am Bewerb teil. Ich hatte natürlich eine zu große Klappe und sorgte so dafür,
dass Sarah auch mitmachte. Natürlich kam ich auch nicht mehr aus. Aber mein Versuch um den
Tisch zu kommen scheiterte schnell. Dennoch hatten wir Riesenspass.
Bald hieß es aber auch schon wieder aufwärmen für das Semifinale. Meine Gegnerin hieß Manca.
Es versprach ein knappes Rennen zu werden, was sich dann auch bestätigte. Bis zum Aufstieg
lagen wir Kopf an Kopf, nur über den Ausstieg verlor ich dann an Geschwindigkeit und so war
schnell klar, dass ich im kleinen Finale um den 3. oder 4. Platz kämpfen werde. Im nächsten
Rennen fighteten Christiane und Sarah gegeneinander. Da hier Christiane gewann, hieß es für
mich, nach einer Pause, im kleinen Finale gegen Sarah antreten. Doch dann kam die nächste
Änderung. Anstatt einer neuerlichen Pause starteten wir 10 Minuten später schon mit dem Finale.
Für mich leider sehr ungünstig, da ich schon merkte wie sehr ich an der letzten Rille arbeite.
Mir war ziemlich klar, dass ich kaum Chancen gegen Sarah haben werde. Dennoch gab ich alles
was nach 3 Tagen klettern noch möglich war und schaffte es so mit etwas Anstand gerade noch
ans Top. Ich bin dennoch extrem stolz auf meinen 4. Platz und um eine wunderbare Erfahrung
reicher. Danke an 8b+ dass ihr mir die Chance gegeben habt, dass ich so einen Bewerb
versuchen konnte. Ich hoffe auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Danke an die Veranstalter,
die mit uns zusammen lernen durften und uns so ein einzigartiges Event geboten hatten. Es war
tatsächlich ein Festival, ja schon fast ein kleines Familienfest.
Da die Sehnsucht nach Chiara riesengroß war und ich ja am Dienstag schon wieder in den Urlaub
flog, beschloss ich direkt nach dem Bewerb heimzufahren. Einfach um noch etwas mehr Zeit mit
meiner Maus zu haben. Ich durfte sie dann tatsächlich noch um 2 Uhr morgens bei Mama
abholen. Ich darf mich so glücklich schätzen, dass meine Eltern immer für die Kleine da sind.Ein
großes Danke auch dafür….