Liebe Leute heute hab ich beschlossen meinem Blog an Chiara abzutreten damit sie euch die Geschehnisse, bei der Weltmeisterschaft in Bern, aus ihrer Sicht erläutern kann…
Nachdem ich die letzten 2 Tage bei Oma und Opa verbrachte, konnte ich kaum erwarten was als nächstes passieren wird. Mein Frauerl meinte wir fahren zur WM nach Bern. Dadie Fahrt lang wird gingen wir noch ein letztes mal eine große Runde Gassi.
Als es los ging wurde mir erklärt, dass ich bei Michi auf der Rückbank sitzen darf. Anfangs war ich wirklich skeptisch, immerhin fahre ich bei meinem Frauerl immer im Kofferraum, in der Hundebox mit. Nach einer halben Stunde beschloss ich dass ich den Krauldienst ganz angenehm finde, aber ein bisschen mehr Platz hätte sie mir zugestehen können 🙂 Ich hab immerhin nur eineinhalb Sitzplätze in Anspruch nehmen können.
Im Hotel angekommen wurden wir sehr Herzlich empfangen. Der Verband hatte mich schon angemeldet. Wir bezogen unser Zimmer und schon ging der Trubel los. Wir liefen ganz schnell zum Veranstaltungsort denn es standen die Finales im Lead an. Ich wurde umgezogen und in Dienst gesetzt. Mein Frauerl hat mir eine ganz besondere Weste für den Dienst bei der WM gezaubert. Ich hab ein Teamtrikot bekommen. Wirkloch stolz präsentierte ich allen wie süß ich doch war.
Am Eventgelände wurden wir liebevoll hineingelassen. Dass ich ein Assistenzhund war wurde sofort erkannt und wir konnten problemlos zu den ausgewiesenen Rollstuhlfahrer Plätzen gehen. Nachdem ich Angelino, Kristina und die anderen begrüßen durfte, legte ich mich vor mein Frauerl und beobachtete die neue Umgebung. Hier ist es ziemlich laut aber an das bin ich über die Jahre hinweg schon gewöhnt. Was für ein Start in die WM Jakob holte Gold.
Als wir gerade das Event verlassen wollten trafen wir auf Rocky. Er ist das Maskottchen der Veranstaltung. Also ich muss ehrlich gestehen, zum ersten mal in meinem Leben hatte ich richtig Angst um mein Leben, das Ding war mir nicht geheuer und es war so unsagbar Groß. Ich beschloss erstmal einen Laut loszuwerden. Auch das kannte ich von mir nicht. Meine gefühle übermannten mich in diesem Moment. Doch Rocky war sehr geduldig mit mir, hat mir gezeigt dass er ganz lieb ist. Mein Frauerl ist dann auch ohne Probleme zu ihm gegangen, in diesem Moment hatte ich ein bisschen Angst dass sie gefressen wird. Rocky kniete sich zu mir, aber auch das fand ich komisch. Irgendwann traute ich mich dann doch das Leckerli aus seiner Hand zu fressen. Ob wir Freunde werden wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Wieder zurück im Hotel ging mein Frauerl mit mir noch eine Runde spazieren. Als wir zurück kamen waren auch schon Jakob und Jessy dort und wir konnten ihnen gratulieren. Ich war so Hundemüde dass ich mich nur noch aufs Bett freute. So ein Tag kann schon aufregend sein. Mein Frauerl hat meine Lieblingsdecke und meinen Fant mitgenommen, somit fühlte ich mich schnell wie bei uns Zuhause.
Am nächsten Tag beschloss das Team dass wir eine Sightseeing Tour durch Bern machen. Spazieren gehen ist genau das was ich liebe. Ich bin zum ersten mal mit einer Schnellbahn gefahren. Auch das haben wir gut hinbekommen. Touristin zu spielen viel mir gar nicht schwer, wenn alle von der Brücke schauten, schaute ich eben auch nach unten. Ich muss zugeben die Aare schaut cool aus ich hoffe ich kann bald aus ihr Wasser schlabbern. Danach besuchten wir das Bärengehege. Ich fand den Bär sooo spannend dass ich alle Meter ins Gehege schaute ob er noch da ist. Kurze Zeit später trafen wir dann auf Katha und die anderen aus dem Nationalteam. Meine Freude war groß und ich begrüßte sie ausführlich. Da es zu regnen begonnen hat, beschlossen wir einen Kaffee zu trinken. Hier hatte ich Zeit zum ausruhen ehe wir und auf den Weg zum Abendessen machten. Nach dem Essen gingen wir zu Fuß nachhause damit ich noch mein Geschäft erledigen konnte. Ich bekam noch mein Abendessen, im Anschluss legte sich mein Frauerl auch schon hin. Morgen wird es Ernst. Denn die Qualifikation steht am Programm.
Ich hab so richtig gut geschlafen, wir gingen zum Frühstück. Mein Frauerl hat mir gesagt dass wir nach dem Frühstück noch Zeit haben um Gassi zu gehen. Am späten Vormittag ging es dann los. Mein Frauerl setzte mich wieder in den Dienst. Unser erster Stopp der Aufwärmbereich. Dort legte sie mich in einer ruhigen Ecke ab. Von hier aus konnte ich mein Frauerl noch sehen und spüren falls sie mich braucht. Ich konnte recht schnell entspannen und die Sache von der Ferne betrachten. Es ist kaum was los und ich bin der einzige Assistenzhund der sich gerade in diesem Bereich aufhält. Nachdem sie ihr Aufwärmprogramm hinter sich gebracht hatte, wechselten wir die Location. Mein Frauerl erklärte mir dass Sie bald klettern muss und ich brav hier, hinter der Bühne auf sie warten soll. Die anderen Athleten in ihrer Kategorie, die erst nach ihr kletterten passten derweil auf mich auf, oder ich pass auf sie auf. Wie auch immer ich es besser finde. Das klappte auch wunderbar, denn nachdem mein Frauerl gegangen war, machte ich einen Powernap. Sie war schnell wieder da. Kurz darauf kam auch Michi um die Ecke um ihr aus den Klons zu helfen. Schon hieß es wieder zurück zur Warmup Zone. Michi versorgte mein Frauerl, ich spürte zwar dass mein Frauerl einen stark erhöhten Tonus hatte, wusste sie aber in guten Händen. Also konnte mich mein Frauerl wieder gut in einer Ecke ablegen. Von dort aus beobachtete ich aber das Geschehen rund um mein Frauerl mit Adleraugen. Im Anschluss wärmte sie sich nochmal auf und wir gingen wieder zurück zur Wettkampfwand. Ich glaube hier hat mein Frauerl zum ersten mal vergessen dass ich dabei bin. Aber ich kenn ja meinen Job in so einer Situation und rannte einfach hinter ihr her. Wir rannten einmal quer durch das Publikum. Hier lagen einige Assistenzhunde in der Gegend rum, aber wir ignorierten uns höflich.
Da mein Frauerl die letzte österreichische Athletin ist, die ihre 2. Route noch vor sich hatte, beschloss sie mich diesmal einfach bei den Teamkollegen zu parken. Ich legte mich brav neben Dani und wartete auf sie. Ich hätte das klettern meines Frauerls fast verschlafen. Aber als die Teamkollegen dann laut wurden, war ich ganz aufmerksam bei der Sache. Sie machte ihren Job richtig gut. Der heutige Tag war wirklich anstrengend und sehr lange. Ich hatte nicht wirklich Lust noch großartig Gassi zu gehen. Also gab mir mein Frauerl noch schnell was zu fressen ehe ich in das Land der Träume verschwant.
Am nächsten Morgen war ich noch viel zu müde um aufzustehen, also blieb ich noch liegen während mein Frauerl zum Frühstück ging. Nach ihrem Frühstück holte sie mich zum, Gassi gehen. Aber bevor wir los gingen musste ich noch alle begrüßen. Inzwischen sind ja auch Luki, Tobi und Fabi im Hotel angekommen. Es ist so schön all die lieben Menschen um mich herum zu haben. Nach unserem Spaziergang schauten wir noch schnell bei den Halbfinales der Kombination zu, da es meinem Frauerl aber nicht so gut ging, beschlossen wir ins Hotel zurückzukehren ein wenig zu rasten und später etwas an die Aare zu gehen. An der Aare war es wunderschön die Menschen gingen sogar schwimmen, ich blieb lieber im seichten Wasser und beobachtete die Situation aus der Ferne. Irgendwann hab ich dann ein Stöckchen gefunden und knabberte genüsslich darauf herum. Ich liebe diese Freizeitbeschäftigungen. Man hat hier das Gefühl als ob es keine Leinenpflicht gäbe, alle anderen Hunde sind so entspannt hier. Es ist ein wahres Hundeparadies.
Am Donnertag stand dann das Finale am Plan. Mein Frauerl und ich gingen schon recht früh in die Isozone denn es scheint so als ob sie allgemein nicht viel Zeit hat sich aufzuwärmen und warm zu halten. Diesmal ist um einiges mehr los, dennoch fand sie einen guten Platz für mich wo ich ruhen konnte aber trotzdem alles unter Kontrolle behielt. Während mein Frauerl zur Observation und zur Athletenvorstellung gerufen wurde, blieb ich wieder beim Team in der Isozone. Sie schafft das ganz gut ohne mich so konnte ich ruhen. Nachdem sie zurück kam, war es aber schon an der Zeit zum packen. Wir wechselten in die Callzone die direkt hinter der Kletterwand war. Mein Frauerl erkundigte sich wo ich bleiben kann, während sie ihrer Arbeit nachging. Sie erklärten ihr wo der beste Platz zum warten ist, hier richtete sie schon mal alles her damit sie mich, wenn es soweit ist, nur noch hierher bringen und ablegen muss. Als die letztze Athletin vor meinem Frauerl dran war legte sie mich dann hier ab und sagte mir ich soll brav auf sie warten. Gesagt getan. Sie ging zur Wand und ich wartete geduldig auf ihre Rückkehr. Allerdings war ich dann richtig froh als ich sie wieder sah. Wir mussten schnell den Platz verlassen damit wir nicht mit anderen Athleten zum sprechen kamen. Vorne angekommen war dann klar dass mein Frauerl Vize Weltmeisterin wurde. Ich war so stolz auf sie. Jetzt hieß es noch eine ganze Weile den anderen Athleten zuzusehen ehe wir zur Siegerehrung durften.
Mein Frauerl suchte mir wieder einen Platz an dem ich niemanden im Weg umgehe und mich niemand stören konnte. Es zog sich ein wenig in die Länge. In der Zwischenzeit wollte Marco ein wenig an die Luft, wozu ich ihn begleitete. Sozusagen Kopffreizeit für uns beide 🙂
Als wir dann zurück kamen war da wieder dieser Rocky. Heute war ich schon ein wenig mutiger und roch mal ganz genau an dem Ding und huch da war ja der Geruch eines Menschen. Okay jetzt bin ich doch überzeugt dass der mich nicht fressen wird. Dann darf er mir auch gerne wieder ein oder zwei Leckeres geben. Ich glaub ich mag ihn. Kurze Zeit später war es soweit es ging zur Siegerehrung. Ich durfte als stolzer Assistenzhund mit auf die Bühne und machte meinen Job wirklich hervorragend. Ich bin so stolz auf mein Frauerl und saß wie vom Ei gepellt auf dem 2. Platz. Zum Schluss durfte ich sogar ihre Medaille tragen. Aber ich muss gestehen ich war dann tatsächlich froh dass der Tag vorbei war. Das Team beschloss noch ein bisschen zu feiern, ich beschloss dass ich zu müde bin und so brachte mich mein Frauerl auch schon auf das Zimmer.
Am nächsten morgen hieß es nach dem Frühstück umziehen. Ein kleiner Teil des Teams beschloss noch hier zu bleiben bis auch die Kombi Finalis vorbei sind. Wir zogen an einen Campingplatz wo wir auch den Nachmittag über an einem kleinen süßen Strand verbrachten und ich wieder an der Aare kneipen konnte. Am Abend hieß es dann wieder zuschauen. Diesmal leistete Jessy einen Wahnsinns Job und wurde Vize Weltmeisterin in der Kombination. Geschafft von dem Tag wollte ich abends nichts mehr essen und bin einfach nur noch ins Zelt gegangen zum schlafen. Ich durfte bei Daniel im Zelt schlafen, ich fühlte mich gut beschützt und konnte so die ganze Nacht selig schlafen.
Am Sonntag startete das Finale schon früher. Wir machten am Morgen einen langen Spaziergang, hier gibt es so viel zu entdecken und es ist einfach nur wunderschön Grün. Ich mag diesem Ort. Allerdings merke ich langsam dass das Arbeiten echt anstrengend wird und will eigentlich nicht mehr wirklich auf mein Frauerl hören. Es tut mir leid mir ist es zu lange. Können wir nicht nachhause? Ich freue mich riesig für Jakob dass er Weltmeister wurde aber jetzt ist es an der Zeit zu gehen oder? Mein Frauerl erkannte die Situation und wir fuhren zurück zum Campingplatz. Die anderen feierten alleine. Ich kuschelte mich zu meinem Frauerl und genoß die Ruhe und die Zweisamkeit. Sie versprach mir auch dass es morgen nachhause geht. Dann gibt es erstmal ein paar Tage Pause und vor allem etwas Ruhe.
Alles in allem war die Schweiz wirklich ein mega Erlebnis, ich war sehr brav aber merkte auch dass es Momente gibt an denen ich an meine Grenzen gekommen bin. Ich bin froh dass mein Frauerl diese Zeichen von mir so gut deuten kann und mir dann auch meine Rückzugsmöglichkeiten bietet.
Ein witziger Punkt, von dem ich euch noch erzählen muss, sind die Schweizer Lebensmittelgeschäfte. Mein Frauerl fragte an der Information ob es eh kein Problem sei dass ich mit ins Geschäft gehe. Hierbei erklärte sie ihnen auch dass ich ein Service Dog bin. Aufgrund dessen meinten die Leute kein Problem. Aber im Geschäft wurden die Verkäufer immer extrem nervös und angespannt. Dennoch traute sich niemand wirklich was zu sagen. An der Kasse meinten die Kassierer aber dann, „das nächste mal darf der Hund hier nicht mit rein“. Wir mussten lachen, hier herrscht eine gewaltige Uneinigkeit und wir fragten uns dann tatsächlich ob es in Bern keine Assistenzhunde gibt oder ob wir wirklich zufällig just jenen Menschen begegneten die sowas noch nie zuvor erlebten.
Nach der WM gab es mal 3 Tage nur Entspannung und rumliegen. Nicht mal zum langen Spazierengehen war ich motiviert. Aber mein Frauerl gönnte mir die Erholung und den Rückzug. Inzwischen fühle ich mich fit, erholt und bin bereit für neue Abenteuer!
2 comments
Private Hundebetreuung
Oktober 2, 2023 at 4:41 pm
Ja, unsere Liebe zur Fellnase kennt keine Grenzen :)..
Jasmin Plank
Oktober 22, 2023 at 5:15 pm
Wie wahr. Aber sie geben uns auch so vieles!