Innsbruck war wohl der für mich der anstrengendste Weltcup in meiner Kletterlaufbahn.
Alle Zeichen standen schon von Anbeginn an auf Sturm. Durch extremen mentalen und körperlichen Stress in SLC hatte ich einen Schub am linken Auge, eine sogenannte Sehnerventzündung. Bis nach dem Masters in Imst blieb die Hoffnung noch groß dass ich diesen Schub ohne Medikamente überstehen kann. Leider verschlimmerte sich der Schub von Tag zu Tag, am Mittwoch stand dann leider fest, dass ich ohne Therapie meine Gesundheit zu arg gefährde. Laut meinen Ärzten war der Start am Wettkampf so unmöglich.
Nach einem Gespräch mit meinen Coaches beschlossen wir, die Therapie zu starten zu schauen wie es mir geht und dann zu entscheiden, ob ich starten kann oder nicht. Den Heimweltcup saußen zu lassen war für mich allerdings nie wirklich eine OPTION. Blöderweise hatte ich noch zusätzlich einen Harnwegsinfekt in mir was bedeute dass ich auch noch Antibiotika zu mir nehmen musste. Dies führte dazu dass ich mich, während der Therapie, richtig schlecht fühlte. Macht mir wirklich mein Körper einen Strich durch die Rechnung? Langsam zweifelte auch ich daran, dass ich am Wettkampf teilnehmen werde.
Da ich am Samstag dann auch noch in einer höhere Klasse geschoben wurde, hatte ich eigentlich gar nichts mehr zu verlieren. Die Hoffnung dass ich in dieser Klasse überhaupt eine Chance habe war nicht vorhanden. So beschloss ich sonntagabends an den Start zu gehen. Druck machte ich mir absolut keinen.
Die Quali lief für mich alles andere als normal ab. Dadurch, dass ich nicht in die Sonne sollte bekam ich rund um den Bewerb nicht wirklich was mit. Die erste Quali Route lief eigentlich richtig gut, im Anschluss hieß es nochmal Kräfte sammeln und erholen bevor es in die zweite Route geht. Diese lag dann in der Sonne was meinen Körper ziemlich schnell aussaugte. Ich gab noch einmal alles was Möglich war. Im Anschluss war mein Körper vollkommen am Ende.
Irgendwie schaffte ich es dennoch ex aequo Erste zu sein. An diesem Tag ging es nur noch nachhause um mich zu erholen, denn im Finale werden die Karten neu gemischt. Am nächsten Morgen erklärte mir mein Körper dass er eigentlich gar keine Kräfte mehr in sich hatte. Ich wollte nichts unversucht lassen und beschloss in das Health Performance Institute zu fahren um in die Kryokammer zu gehen. Schließlich gibt es nichts besseres für geschundene Muskeln. Gott sei Dank nahm mein Körper das Angebot dankend an und meinen Muskeln ging es ein paar Stunden später relativ gut.
Die Finalroute sah wirklich richtig schön aus, ich freute mich auch hier mein Bestes zeigen zu können. Ich kletterte bewusst etwas langsamer und nahm mir die Zeit, damit ich weit komme bevor mein Körper wieder zu streiken beginnt. Nachdem meine Konkurrentin am selben Griff stürzte entschieden dann 28 Sekunden über Platz 1 oder 2. Leider zu meinem Nachteil.
Mein Körper meisterte bei diesem Bewerb unmenschliches. Ich bin stolz darauf was er geschafft hat und dennoch wird mein durchaus überragendes Ergebnis von einer sehr fragwürdigen Entscheidung der Klassifizierer überschattet.
Mir ist es ein Anliegen darüber zu schreiben, warum ich mich nicht über diesen zweiten Platz freuen kann, warum in meinem Kopf gerade eine mega Talfahrt herrscht. Allerdings werde ich hierzu einen gesonderten Beitrag schreiben. Diesen werde ich in den nächsten Tagen mit ein wenig Abstand verfassen….
2 comments
Albert
Juni 18, 2023 at 6:06 pm
Hi Jasmin,
ich verstehe deine Enttäuschung. Allerdings bewundere ich als Außenstehender schon sehr, dass du dieses Mal so weit gekommen bist. Das zeugt von enormer Stärke und Routine.
LG
Jasmin Plank
Juni 19, 2023 at 6:57 am
Danke Albert!