Irgendwie ist es zu meiner Tradition geworden an diesem Tag ein paar Worte zum Nachdenken zu verfassen.
Wisst ihr, dass es manchmal die kleinen Dinge im Leben sind, die einem das große Glück bringen? Es geht nicht immer um höher, schneller, weiter. Manchmal geht es einfach nur um das sehen von kleinen Schritten, vom verstanden werden, vom gesehen oder einfach vom akzeptiert werden.
Ich selbst muss mich da auch oft an meiner eigenen Nase nehmen. Irgendwann will ich immer mehr, bin unzufrieden, weil ich dies oder das immer noch nicht erreicht habe, kann die vielen kleinen, manchmal zumindest für mich und meinen Körper großen Schritte, nicht mehr sehen, wahrnehmen und achten. Gerade für mich ist es oft schwer, mein Körper funktioniert einfach anders. Manche Dinge scheinen beim ersten Versuch oft unmöglich. Aber ich habe gelernt dran zu bleiben, früher oder später funktioniert so manches. Aber es will dann auch gesehen werden. So hat es bei mir zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich zum ersten mal meinen Hüftstrecker ansteuern konnte. Ihre könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich diesen „kleinen“ Schritt und die Schmerzen an dieser Stelle feierte. Es mag eine nichtige Sache für andere sein, für mich war es ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Nämlich in die Richtung des weitere Strecken gehen zu können und das entlasten meines Rückenstreckers. Natürlich hätte ich nach dem zweiten oder dritten Versuch aufgeben können, aber es hat sich allemal gelohnt. Feiert eure kleinen Schritte, genau diese können euch durchhalten lassen, bis der nächste große Schritt an der Reihe ist!
Wir Menschen mit Behinderung wollen kein Mitleid, wir wollen in all unserer Pracht gesehen werden. In unserem Können, nicht in dem, was wir nicht können, in unserem Tun, dass wir es nicht „trotzdem“ schaffen. Doch das Wichtigste: seht unsere Assistenz ( egal ob menschlich oder tierisch ) als Werkzeug an, schätzt sie als Teil von uns und legt uns nicht immer wieder Steine auf unseren Weg.
Wie oft höre ich wow, was du alles trotz deines Handicaps schaffst ist sagenhaft. Aber ich schaff es nicht trotz meines Handicaps, meistens schaffe ich es mit meinem Handicap oder auch einfach nur weil ich als Mensch es schaffen kann. Jeder hat seine eigenen Grenzen. Ich durfte durch meine Erkrankung oft lernen, meine Grenzen zu verschieben. Ich habe es mir irgendwie sogar zur Aufgabe gemacht permanent Grenzen zu verschieben. Ich hatte es ganz einfach satt, dass mir ständig Menschen sagten was ich kann, oder eben auch nie mehr machen kann. Daher kommt auch mein Leitspruch:
Mann muss das „UNMÖGLICHE“ versuchen, um das „MÖGLICHE“ zu erreichen.
Genau aus diesem Grund bin ich wohl heute Spitzensportlerin, obwohl ich eigentlich keinen Sport mehr machen sollte oder gehe seit ein paar Monaten durch die Welt, obwohl ich nie mehr gehen kann.
Lasst euch keine Grenzen auferlegen, versucht jeden Tag zum besten eures Lebens zu machen. Versucht jeden Tag eure eigenen Grenzen zu verschieben. Nur so könnt ihr eure Träume erreichen.
Vielleicht schafft es auch der ein oder andere seine Grenzen im Kopf zu verschieben um zu sehen, wozu Menschen mit Handicap im Stande sind, zu sehen, dass wir Vorbilder sein können, zu sehen dass wir mehr als nur unsere Behinderung sind.
Meistens sind wir nicht behindert – wir werden behindert !! Nicht mehr und nicht weniger. Ich lasse mich tatsächlich von vielen Barrieren nicht behindern. Eines der größten Barrieren an denen ich oft machtlos scheitere, ist allerdings auch eines der schwersten für mich. Denn eigentlich gäbe es sogar ein Gesetz, welches klar regelt, dass ich ein Recht auf ein „normales“ Leben habe. Nur viele ignorieren es leider immer und immer wieder. Wovon ich spreche? Von den Zutrittsrechten meines Assistenzhundes. Immer wieder stoßen wir beide auf unüberwindbare Hürden. Das schlimmste daran, das Unverständnis vieler Menschen und dass man dieses Gesetz einklagen muss, wozu vielen von uns manchmal einfach die Kraft fehlt. Dies wiederum wird von großen Firmen und Institutionen oft schamlos ausgenutzt. Ich wünschte mir so sehr, dass endlich mal gesehen wird, wie wertvoll und wichtig ein Assistenzhund für die eigene Teilhabe ist. Für das selbstständige und selbstbestimmte Leben. Wieviel unsere Assistenzhunde uns geben können, wieviel sie uns helfen können und was sie leisten können, was nicht eben so von einem Menschen übernommen werden kann.
Meine Kleine ist so viel mehr als nur ein Tier. Ist sauberer als mein Rollstuhl und kann Dinge die ein Mensch nicht übernehmen kann. Außerdem ist es für mich oft viel leichter Hilfe von ihr anzunehmen, als einen Menschen um Hilfe bitten zu müssen. Das ist mein Stück Freiheit. Inzwischen ist sie mir auch eine große psychische Stütze geworden, bei all den Dingen die für mich so schwierig zu überstehen sind. Wie zum Beispiel ein Besuch in der Klinik, Arztmarathon oder Testungen. Ich merke auch gerade am eigenen Leib, dass der Assistenzhund zwar für den offensichtlich Behinderten okay ist, aber sobald ich gehe wird mir ganz oft erklärt, dass der Hund hier keinen Zutritt hat. Ich habe sowas zwar schon oft gehört aber nicht gedacht, dass mir das auch immer öfter passieren wird. Jeder der einen Assistenzhund hat, hat auch eine Behinderung von mindestens 50%. Also bitte urteilt nicht nur weil man es nicht offensichtlich sehen kann.
Jeder Mensch hat seine Eigenheiten, sein Paket das er mit sich rumschleppen muss, nicht nur der Mensch mit Behinderung! (bei uns sieht man es halt öfter plakativ)
Wenn ich mir etwas zu diesem Tag wünschen dürfte, wäre es ein ganz banaler Wunsch:
ich wünsche mir, dass die Menschen wieder mehr aufeinander zugehen, den anderen so nehmen wie er ist, dass sie wieder mehr füreinander da sind, weniger urteilen und mehr versuchen würden zu verstehen, dass Hass und Neid wieder in eine Ecke kommen. Wünsche mir, dass der Mensch hinter der Behinderung gesehen wird, nicht nur seine „Einschränkung“. Denn sind wir mal ehrlich, jeder hat seine „Einschränkungen“, bei machen ist es körperlich, bei anderen seelisch und beim anderen ist es die Weltansicht. Lasst uns wieder mehr zusammenrücken und uns gegenseitig achten. Ich würde mir auch wünschen, dass Menschen nicht immer nur „stark“ sein müssen oder eine Fassade aufbauen müssen nur um damit gesellschaftsfähig zu sein. Es sollte auch „normal“ sein dürfen seine „Schwächen“ zu zeigen, sagen zu können dass, es einem zu viel ist und dennoch mit Respekt behandelt zu werden. Eventuell wäre dies auch der erste Schritt um die psychische Gesundheit der Menschen zu schützen und dem frühzeitigen Burnout aus dem Weg gehen zu können. Aber vielleicht ist all dass auch nur ein Wunschtraum von mir…..