Letztes Wochenende hieß es nach langer Zeit wieder Koffer packen und auf nach Wien.
Es hat sich schon irgendwie etabliert, dass der Österreichische Alpenverein vor den Staatsmeisterschaften ein Inklettern organisiert. Somit hieß es für uns ( Chiara und mich ) am Freitag schon sehr früh am Morgen nach Niederösterreich zu fahren, damit wir, auch schon eine kleine Tradition, noch am Mondsee eine Pause einlegen können. Hier wird dann immer eine Runde gedreht und noch ein bisschen gespielt. Chiara liebt diesen Ort inzwischen schon so sehr und auch ich genieße unsere Mini—Auszeit während der langen Fahrt.
Mittags sind wir dann in der Kletterhalle Südstadt angekommen. Dort musste dann noch alles schnell hergerichtet werden, damit der Start reibungslos von statten geht. Um 14:00 ging die Veranstaltung schliesslich los. Diese wurde auch gut besucht, sodass keine Langeweile aufkam und die Zeit wie im Flug verging. Ich kümmerte mich dann auch um die kleinen Gäste, hierbei schlug einfach wiedermal das Pädagogenherz.
Nach der Veranstaltung fuhren wir in unsere Unterkunft, wo wir nach dem Check-in nochmal eine ausgiebige Hunde-Runde drehten, ehe wir uns zum Abendessen verabredeten. Es war zwar nur ein kleiner Teil des Teams im Hotel, aber wir genossen es sehr, wieder gemeinsam etwas quatschen zu können. Inzwischen bekamen wir dann auch unsere Vorklettervideos.
Im Zimmer angekommen gab es auch für Chiara Abendessen, und ich nahm mir Zeit die Videos anzuschauen. Die Routen schauten wirklich cool aus und die Vorfreude auf den Wettkampf wurde immer größer. Da der Wettkampf schon früh morgens startete, beschloss ich etwas früher schlafen zu gehen.
Da meine Nacht leider wieder etwas speziell war, stand ich schon vor dem Klingeln des Weckerks auf. Ich packte meine Klettertasche und das Essen für den Wettkampf zusammen. Wir checkten aus und fuhren zur Marswiese, wo heuer zum ersten Mal die Paraclimbing Staatsmeisterschaften stattfanden. Nachdem ich mich angemeldet hatte war noch Zeit, um mit Chiara im nahegelegenen Wald eine Morgenrunde zu drehen. Ich genieße solche Spaziergänge immens, denn ich kann mich noch einmal erden und runterkommen, ehe ich in die Wettkampfsituation starte. Somit fällt auch der Stress, der ja Part of the Game ist, ein wenig ab. Voller Power konnte ich dann in das Warmup starten.
Ich schaue auch beim Wettkampf, dass ich meine Aufwärmroutine so gut wie möglich beibehalten kann. Wie sagt man so schön: Never Change a runnig System. Es gibt mir einfach Halt und Sicherheit. Mein Aufwärmprogramm dauert zwar seine Zeit, aber ich weiß, dass mein Körper danach bereit ist alles zu geben.
Pünktlich zum Start des Wettkampfes kam dann auch Luis. Er ist extra angereist um mich zu unterstützen, was mich wirklich berührte und mir zusätzlich Halt gab. Die erste Route war etwas speziell geschraubt. Nachdem ich die Kurzstelle, sagen wir mal auf meine Spezielle Art und Weise übergangen bin, konnte ich diese Route toppen, was mein Selbstvertrauen gleich etwas puschte. Dennoch merkte ich schnell, dass die Wettkampfsituation meine Spastik etwas ausreizte. Ich bin Michi wirklich dankbar, dass sie für uns da war, auch wenn sie hier nicht bezahlt wird.
Danach hieß es warten bis wir in die zweite Route starten konnten. Diese sah schon deutlich fordernder aus, aber trotzdem war sie genau mein Stil. Ich durfte Leisten ballern. Mir brannte der Start wohl schon dermaßen unter den Fingernägeln, dass ich fast zu früh loskletterte. Also nochmal ausbinden und Natascha den Vortritt lassen. Kurze Zeit später war es dann aber soweit, ich durfte loslegen. Die Route war extrem schön. Ich fand in der Mitte der Route eine gute Rastposition, in der ich nochmal alle Kräfte mobilisieren konnte. Jetzt hieß es schnell klettern, denn wenn ich die Leisten überstanden habe, wusste ich, dass ich auch diese Route toppen kann. So war es dann auch. Auf der letzten Rille kam ich zum rettenden Henkel und somit auch zum Top. Ich war am Ende meiner Kräfte, aber habe es wieder geschafft. Somit hieß es für mich als Erstplatzierte ins Finale zu gehen.
Michi behandelte mich nochmal, ehe wir in die Pause starteten. Auch nahm ich mir wieder eine Auszeit und verschwand für eine Stunde im Wald. Hier fanden Chiara und ich einen angenehmen Platz, wo sie an einem Stöckchen kauen und ich eine Kleinigkeit essen konnte.
Nach dieser Stunde waren meine Akkus wieder gut aufgeladen und ich wusste, es kann einfach nur noch gut laufen. Vor meinem neuen Warmup gab ich noch schnell ein Interview für den ORF.
Danach zog ich mich wieder zurück. Kurz vor vor dem Isozonenschluss begab ich mich dorthin. Hier verbringen alle Athleten, die im Finale antreten, die Zeit bis zu ihrem Auftritt. In dieser Zeit werden die Kletterrouten gebaut, des Weiteren dürfen die Athleten ihren Konkurrenten beim Klettern aber nicht zusehen. Wenn man also als Letzte startet, wie in meinem Fall, weiß man nicht wie weit man kommen muss um zu gewinnen. Was das ganze besonders spannend macht. Mit der Zeit lernt man allerdings die Anfeuerungsrufe des Publikums zu lesen, was dazu führt, dass man erahnen kann, wann man die Stelle des zur Zeit Erstplatzierten überklettert hat.
Als ich dann an der Reihe war, wurde ich erstmal von Chiara herzlichst begrüßt, denn sie wartete im Publikum auf mich
. Der herzliche Empfang gab mir nochmal ein Stück mehr Kraft. Er lies mein Herz ein Stück höher hüpfen. Dann wurde ich auch schon in die Route eingebunden, und ich nahm mir nochmal ein paar Sekunden um die Route anzuschauen, ehe ich losstartete.
Irgendwann passierte ich dann die Stelle wo wohl die vorherigen Kletterer scheiterten. Ich wollte dann natürlich alles in meiner Macht stehende tun, um die Route zu toppen. Was mir alles andere als leicht fiel, denn schon kurze Zeit nach dem Start merkte ich, dass es schon die dritte Wettkampfroute war die ich klettern musste. Mein Körper war schon am Limit. Dennoch wollte ich nichts mehr als dieses Top. Leider schüttelte mich die Route 2 Griffe vor dem Top ab, aber ich hatte es geschafft, ich konnte meinen Staatsmeistertitel verteidigen.
Luis war sofort zur Stelle um mich abzuholen und mir aus der Spastik zu helfen. Das Gratulieren durfte natürlich auch nicht ausbleiben. Ich durfte noch den restlichen Teamkollegen bei der Medaillenentscheidung zusehen und diese auch anfeuern.
Kurze Zeit später konnten wir dann die Medaillen entgegen nehmen, und ein langer, guter Tag neigte sich dem Ende zu. Was ich gleich nochmal zum Anlass nahm um mit Chiara eine Runde im Zauberwald zu drehen. Um 22:15 waren wir dann wieder zurück im Hotel.
Der nächste Tag startete dann sehr entspannt. Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns nochmal auf den Weg zur Marswiese. Dort fand noch ein kleines Trainingslager statt, und wir durften uns nochmal an den Wettkampfrouten austoben, was natürlich mega viel Spaß machte. Als meine Kräfte mich dann endgültig verlassen hatten, packten wir die Sachen zusammen und ich ging noch eine letzte Runde mit Chiara. Man merkte definitiv, dass Sonntag war, denn der urige Ort von gestern wich heute dem Massentourismus. Somit machten wir uns auf den Weg zum Auto und bereiteten uns auf die Heimreise vor. Auch hier wieder mit unserem kleinen „Happy Place“ wo definitiv weniger los war.
Mein Fazit zur Staatsmeisterschaft: Es war richtig toll organisiert, die Routen richtig cool und fordernd und die Möglichkeit, die Routen am nächsten Tag nochmal testen zu können, war wirklich Gold wert. Der Kletterverband Wien macht hier eine sehr wertvolle Arbeit. Vielen Dank an alle, die mich unterstützt haben.
Ich durfte definitiv etwas Selbstvertrauen für den ersten Weltcup tanken. Für mich geht es nun in eine Entlastungswoche, ehe wir in die „Heiße Phase“ mit dem letzten Feinschliff für den Weltcup starten. Ich bin schon sehr gespannt was mich hier erwartet……