Olympiazentrum Tirol wo die Trioler Sportfamilie zu Hause ist

März 16, 2025by Jasmin Plank0

Ende 2020 bekam ich die erfreuliche Nachricht, dass ich einen Platz im Olympiazentrum Tirol bekommen habe. Ich freute mich riesig, denn ich wusste, dieser Ort kann mich als Leistungssportlerin richtig toll unterstützen und meine Leistungen auf eine neue Ebene bringen. Auch wusste ich, dass hier die erfolgreichsten Tiroler Sportler trainieren. Das war wiederum ein wenig angsteinflösend, denn ich war doch nur eine kleine „Parasportlerin“.

Schliesslich kam der Tag der Tage, ich durfte den Chef des OZ und meinen neuen Trainer kennenlernen, sowie auch die Sportstätte besichtigen. Ich war richtig aufgeregt. Chiara begleitete mich natürlich auch. Ich war so gespannt darauf, was da auf mich zukommen würde.

 

Beide Männer waren richtig nett, erklärten mir, was das OZ alles zu bieten hat, und auch Chiara wurde sofort herzlichst Willkommen geheißen. Bei diesem Termin durfte ich dann auch schon den ersten Termin für ein Training vereinbaren. Wir steckten noch mitten in Corona, was bedeutete, dass man genaue Timeslots bekam, und auch nur ein paar Athleten zeitgleich trainieren konnten.

Ich merkte schnell wie herzlich alle Athleten waren, meine Sorge, hier nur komisch von der Seite angeschaut zu werden, verflog mit der ersten Einheit. Alle Sportler waren sehr offen und hilfsbereit.

Ich hatte den Vorteil, dass mein neuer Betreuer auch Trainer von meinem Klettertrainer war, eine sehr coole Kombination, denn Fabi und Lukas kamen schnell in den Austausch, was dafür sorgte, dass ich das perfekte Trainingsumfeld hatte. Sie arbeiteten Hand in Hand und ich brauchte mich um nichts kümmern, außer ums Training selbst.

 

Fabi musste in den ersten Trainings natürlich erst einmal sehen was ich kann, und was noch nicht möglich war. Ich zeigte voller Stolz meine „Kniebeugenkünste“, was mit einem verschmitzten Lächeln zur Kenntnis genommen wurde. Inzwischen lachen wir beide über diese Phase und ärgern uns ein wenig, dass ich diese nicht per Video dokumentiert habe.

Nach der ersten Kennenlernphase ging es dann so richtig mit dem Training los. Vorbei war die Schonzeit und mein Coach tastete sich an meine Schmerzgrenze ( Spastikgrenze ) heran. Aufgrund dessen, dass viele Athleten von uns der „gefährdeten“ Gruppe angehörten, hatten wir 2020 keine Wettkämpfe. Dies änderte sich im Jahr 2021 Gott sei Dank wieder. Mein erster Wettkampf in dieser Saison war in Innsbruck. Leider wurden hier 2 Kategorien kombiniert, somit gelang es mir nicht, mein volles Potential zu zeigen. Dies sollte sich dann beim nächsten Bewerb in Briaćon ändern. Zwar waren wir wieder zusammengewürfelt, aber diesmal waren wir nicht mit der nächsthöheren RP Kategorie in einer Gruppe sondern mit der Unterarm amputierten Klasse. Die Qualifikation konnte für mich nicht besser laufen, und ich kam in mein erstes Weltcupfinale. Die Aufregung war riesengross, und dennoch wusste ich, dass dies hier auch mein erstes Podest sein würde. Da ich die einzige Athletin meiner Kategorie war, konnte ich aber kaum dran glauben, dass ich gegen die zwei wirklich starken Mädels der AU2 Kategorie eine Chance habe. Somit verschob ich meine Gedanken an das Podest um mir nicht irgendwie einen Druck zu machen. Ich war als Vorletzte an der Reihe und genoß das Klettern vor dem großen Publikum. Zum Glück habe ich den Vorteil, dass meine Nervosität verfliegt, sobald ich den ersten Griff in der Hand habe.

Als ich dann fertig war, kam ich zu den anderen Finalisten und gratulierte sofort Lucia zum 2. Platz, denn uns war beiden bewusst, dass wir gegen Solenne keine Chance haben. Doch dann kam das Unerwartete, Lucia meinte, nein, ich muss dir gratulieren, du bis die Zweitplatzierte. Ich konnte es kaum glauben und war einfach nur überwältigt. Erst am Abend realisierte ich, dass dieser 2. Platz auch mein Ticket für den ersten Weltcup in Übersee war. Ich durfte also nach Los Angeles fliegen.

Da dieser Wettkampf erst Ende September stattfand, hatten wir noch einige Zeit zum trainieren. 6 Wochen vor dem Wettkampf stand dann auch fest, dass ich hier in meiner eigenen Kategorie starten darf. Fabian und Lukas feilten einen super Trainingsplan aus.

Und siehe da, Los Angeles soll auch für mich Geschichte schreiben. Ich gewann meine erste Goldmedaille. Mir war klar, dass hier mein Coach und das Olympiazentrum ein großes Stück der Medaille ausmachten. Ich war so dankbarer für ihre Arbeit.

Kurze Zeit später lernte ich dann gleich eine weiteres großes Plus des Stützpunktes kennen, denn in meiner letzten Trainingssession vor dem Abflug verletzte ich mich schwer an meiner Schulter, somit war klar, dass ich nach dem WC an dieser operiert werden muss.
Das große Plus – die Betreuung nach der OP.

Die ersten Wochen waren extrem schwer. Stellt euch mal vor wie „behindert“ man dann ist, wenn man im Rollstuhl sitzt und nur einen Arm zur Verfügung hat. Doch sobald ich zumindest wieder alleine „Rollen“ durfte, war ich wieder im OZ. Fabian und das Team der Physiotherapie Huber und Mair schmiedeten einen Plan für mein Comeback. Anfangs standen natürlich „nur“ die Rehamaßnahmen am Plan. Da die Heilung irgendwie nicht so schnell voran ging als erhofft, war ich schon mal ziemlich frustriert, aber auch hier hatte Fabi schnell Übungen parat die mich auspowern konnten. Irgendwann beschloss dann meine Schulter sich auf die Heilung zu konzentrieren, so durfte ich dann auch langsam ins Training einsteigen. Was auch gut war, denn die ersten Wettkämpfe standen schon bald am Plan.

Auch hier schaffte ich dank dem Team des Olympiazentrums das Unmögliche und konnte schon gleich beim ersten Wettkampf meine zweite Goldmedaille abholen.

Im Jahr 2022 gab es dann einen weiteren neuen Meilenstein an dem ich wieder „arbeiten“ wollte. Nachdem ich ja schon direkt nach meinem Unfall den Beschluss gefasst hatte, entgegen aller Prognosen, wieder gehen zu lernen, bekam ich die Möglichkeit zum ersten Mal mit Orthesen zu gehen, in der Hoffnung, eventuell wirklich zum Gehen kommen zu können. Als ich sie ausprobierte, war ich noch mehr auf meinen Händen am Gehen als mit meinen Beinen, aber mir war klar, ich will wieder gehen. Tine, die Dame die mir diese Orthesen zeigte, erklärte mir schnell, welche Muskelgruppen dazu dringend benötigt werden. Einige davon waren bei mir leider nicht mehr vorhanden.

Ich ließ mir aber die Hoffnung nicht nehmen und erzählte meinem Coach davon. Er meinte: okay, das Olympiazentrum fördert ja Visionen. Wir können ja in der Off Season an diesem Vorhaben arbeiten. Gesagt getan, allerdings stellte sich mein Vorhaben alles andere als leicht dar. Mein Körper reagierte kaum auf das Training, was aber Fabian nicht davon abhielt, immer wieder neue Übungen aus dem Hut zu zaubern. Siehe da – irgendwann klappten die Übungen, auch wenn ich es an einer anderen Stelle spürte als geplant. Fabi meinte, eigentlich egal mit welcher Muskelgruppe du die Übungen machst, Hauptsache du schaffst sie.

 

Genau so war es dann schlussendlich. Ich hatte zwar immer noch nicht die richtigen Muskelgruppen um mit den Orthesen gehen zu können, aber andere Muskeln übernahmen die Arbeit und ich konnte mit den Orthesen gehen.

 

Als wir die Testung im April 2024 in der Sporttherapie machten, war sogar ich von dem Ergebnis überwältigt. Ich konnte sogar mit Krücken gehen, und das erstaunlichste, ich konnte auch Stiegen steigen. Was sich hier in den 2 Jahren getan hat war einfach nur WOW. Ich war so stolz auf meinem Körper und Fabi, sowie meinem Physiotherapeuten Lorenz mega dankbar. Die Arbeit der beiden ermöglicht mir inzwischen das GEHEN und ich liebe es!

 

Natürlich musste ich den Umgang mit den Orthesen erst richtig erlernen, aber auch hier standen Fabi und Lorenz immer an meiner Seite. Mein Coach fand auch immer wieder neue tolle Übungen um mich voran zubringen. Das ist meiner Meinung nach der einzige Grund, warum ich inzwischen so große Fortschritte gemacht habe, und auch schon richtig spannende Abenteuer mit den Orthesen erleben durfte.

Hier also ein riesengrosses Danke an den Kletterverband, der mir den Einstieg ins Olympiazentrum ermöglichte. Danke an das gesamte Team und die Sportfamilie, die das Olympiazentrum zu einem wunderbaren zweiten Zuhause machen. Aber natürlich allen voran auch an Fabian der mich nie aufgegeben hat, egal wie schwer und ausweglos die letzten Jahre schienen. Du hast mich immer genommen wie ich bin und mir aus so mancher ausweglosen Situation geholfen. Du kennst meinen Körper gefühlt in- und auswendig, teilweise sogar besser als ich. Du kannst es aber auch mit Humor nehmen wenn mein Körper wieder mal ganz anders reagiert, als es eigentlich „Normal“ sein sollte. Danke auch an deine Flexibilität, wenn er wieder einmal streikt oder ich zu arg über meine Grenzen gehe und mich deshalb verletze.

Danke auch an Lorenz und Veronika von der Sporttherapie Huber und Mair, die unsere geschundenen Körper wieder fit machen und natürlich an Simone die für unsere mentale Gesundheit sorgt. Ihr seit alle so wunderbar!

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