Heute vor 6 Jahren hat sich, wortwörtlich, mein Leben schlagartig geändert. Von einer Sekunde auf die andere hat sich dieses Leben auf den Kopf gestellt. Zum zweiten Mal in wenigen Jahren und diesmal richtig drastisch. Es hieß raus aus der Komfortzone, rein in ein komplett neues Leben. Ich gebe zu, dass ich im ersten Jahr wenig Muse hatte, mein altes Leben aufzugeben. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm den ich nur fand, um wieder in dieses zurück zu kommen. Zurück in meinen so geliebten Job, in all das was ich kenne, auch wenn ich teilweise schon tief in mir wusste – das wird wohl nichts mehr.
Ich glaube, der Moment in dem klar war dass ich nicht mehr zurück in meinen Job kann, war auch der Moment, in dem ich wusste, dass es Zeit wird ein neues Leben zu starten. Nun hieß es volle Kraft voraus in ein anderes Dasein. Aber ein weiteres Ziel wollte ich nicht los werden – mein Ziel, wieder auf meinen eigenen Beinen zu stehen.
Ein großer positiver Punkt in dieser schwierigen Zeit war das Klettern. Es hat mich schon vor meinem Unfall begleitet und ich habe es lieben gelernt. Inzwischen verbrachte ich schon an die 15 Stunden wöchentlich in der Kletterhalle, sowie auch einige Stunden ihn der Physio und Ergotherapie. Die Umstellung zu Hause war natürlich eine sehr große, aber auch diese war dann irgendwann perfekt organisiert.
Als dann der Punkt erreicht war, besser zu klettern als vor meinem Unfall, war das für mich zwar überwältigend, aber auch nicht sehr überraschend. Immerhin investierte ich viele Stunden in mein Training. Es wurde schliesslich zu meinem Beruf, dem ich mit der gleichen Gewissenhaftigkeit nachgehe, wie meinem Beruf als Früherzieherin. Für mich ist es absolut nicht selbstverständlich dass ich um die halbe Welt reisen darf, aus diesem Grund werde ich weiterhin so viel Energie wie möglich in meine Performance stecken. Jeder Erfolg wird mit tiefster Dankbarkeit gefeiert, denn mir ist sehr wohl bewusst, dass mein Körper regelmäßig an seine Grenzen geht. Ich bin meinem Körper dankbar dass er alles so mitmacht, sodass sich auch immer wieder die Grenzen des Möglichen verschieben lassen.
Das zeigt sich auch darin, dass ich seit kurzem als Teilzeit-Fußgeherin mein Leben meistern darf. Ein weiterer Punkt auf der langen Liste des UNMÖGLICHEN das ich MÖGLICH machen durfte. Ich bin so glücklich über die Menschen, die mir dabei geholfen haben. Denn auch da ist mir sehr bewusst, alleine wäre es niemals zu stemmen gewesen.
Was mir die letzten 6 Jahre gezeigt haben ? Das Neue, das Ungewisse ,macht wohl jedem Menschen Angst. Auch mir machte diese Situation Angst, Kummer und ganz viel Kopfweh. Aber irgendwann fand ich den Punkt wo ich ins kalte Wasser sprang, mein Leben wieder in die Hand nahm, und mir ein neues wunderschönes Leben aufzubauen begann. Natürlich durchlebe ich jede Menge HÖHEN und TIEFEN, aber auch das gehört zu meinem neuen Leben. Auch bin ich noch nicht am Ziel, durchlebe nach wie vor einige Tiefs, die mich zweifeln lassen, aber ich weiss, man muss auch diese durchstehen, damit die Sonne wieder scheinen kann.
Manchmal braucht es wohl einen Stein der dein Leben aus den Fugen bringt, um ein neues Kapitel im Lebensbuch aufzuschlagen. Ich glaube niemand findet es „schön“ so aus seiner Komfortzone geholt zu werden, aber manchmal ist genau dieser Stein eine Chance die einem aufgezwungen wird, aber genau diese Chance kann dir auch helfen, neue schöne Dinge in deinem Leben zu erreichen. Neue Abenteuer zu erleben, neue Ziele zu stecken und das eigene seelischen Wachstum zu ermöglichen.
Heilung ist ein so seltsames Ding – an manchen Tagen geht es dir gut und du fühlst dich in Ordnung, aber an anderen Tagen schmerzt es immer noch als wäre alles frisch. Es ist ein Prozess ohne definitive Zeitvorgabe. Du musst einfach weitergehen. Man sollte Heilung wie eine Achterbahnfahrt betrachten – an manchen Tagen bist du oben und fühlst dich gut und stabil, an anderen Tagen kommt der Schmerz zurück. Es ist der Weg unsere Reise, hat viele Höhen und Tiefen, doch du musst immer Schritte nach vorne machen.
Wenn man das verinnerlichen kann, hat man eigentlich schon gewonnen…..